Friedhof St. Nikolaus

Paul Spielmann, 1986, Innsbruck – St. Nikolaus in Vergangenheit und Gegenwart

Seite 37-39

Unser Friedhof wurde im Jahr 1564 geweiht und war als Bestattungsort der Pestopfer und der am nahegelegenen „Köpfplatzl“ Hingerichteten bestimmt. 1564 wütete in Innsbruck die Pest so stark, dass der Hof nach Sterzing übersiedelte und bis 1565 dort verblieb. 1789 wurde das Siechenhaus abgebrochen und die notwendige Erweiterung des Friedhofes konnte erfolgen. Ein Teil der Arkaden wurde 1854 erbaut und eingeweiht. Eine weitere Erweiterung erfolgte 1887 im Zuge des Kirchenneubaues. Dabei wurde auch die hohe Stützmauer hinter der Kirche neu errichtet, die 1868 eingestürzt war. Im Gegensatz zu den städtischen Friedhöfen Innsbrucks ist er ein kleiner Pfarrfriedhof, der sich schön um die reichgegliederte Kirche schmiegt. Man könnte fast sagen, er hat etwas ganz eigenes, er wirkt nicht so sehr wie ein Friedhof, sondern wie ein gern besuchter Treffpunkt. Betritt man ihn durch das Südtor, wird man durch eine Biesenfigur, die dem Eingang gegenübersteht, überrascht. Früher stand an diesem Platz eine schöne Pieta, vor der eine schlichte Holztafel mit dem Namen der Bombenopfer unseres Stadtteiles von der „Vereinigung St. Nikolaus“ (sie betreut auch das Kriegerdenkmal) angebracht wurde. Die hölzerne Pieta war den Unbilden der Witterung nicht gewachsen und musste restauriert werden und steht jetzt im hinteren Teil unserer Kirche. Zur selben Zeit hatte sich die Gelegenheit geboten, aus dem Städtischen Westfriedhof eine Steinfigur zu erwerben, die der Tiroler Bildhauer Obleitner geschaffen hatte. Die „Vereinigung St. Nikolaus“ mit ihrem Josef von Stadl, Diözesanarchitekt, war mit der Bauaufsicht beim Neubau unserer Kirche betraut. Obmann Franz Schnaller und der St. Nikolauser Gemeinderat Alois Eichler bemühten sich über den Kulturreferenten, Vizebürgermeister Arthur Haidl, diese Plastik an der Stelle zu errichten, an der die Gedenktafel der Bombenopfer stand. Eine Bronzetafel mit den Namen der Toten wurde angebracht. Pfarrer Eugen Bischof befragt, was denn diese Figur versinnbildlichen soll, antwortete:

 

„Es ist einfach der Mensch, groß und gewaltig, im Selbstbewusstsein seiner Macht, aber gebeugt und gedrückt von der Last des Lebens, von Schuld und Leid, auf dem Weg ins Grab.“ Hinter diesem düsteren Bild öffnet sich dann der Blick in den Friedhof, wo auf den Gräbern die Blumen blühen, die von liebenden Händen gepflanzt wurden. Der Friedhof wird an drei Seiten von Arkaden umgeben, in denen sich Kreuzwegstationenbilder befinden, die ebenfalls vom Städtischen Westfriedhof stammen. Der Name des Künstlers dieser Bilder ist leider unbekannt. Der Zahn der Zeit hat diesen Kunstwerken dermaßen zugesetzt, dass eine Restaurierung nicht mehr möglich ist. lm oberen Teil des Friedhofes befinden sich einige Ölgemälde, die Geheimnisse des Rosenkranzes darstellend, vom Maler J. Strasser aus Absam. Die Leichenkapelle ist die ehemalige Grabkapelle der Familie Oberlinclober. Sie wurde im Herbst 1953 zur Aufbahrungshalle umgestaltet. ln der anschließenden Arkade befindet sich ein Bild aus der Hand des heimischen Künstlers Ernst Nepo (1895 – 1971). Einige Arkaden weiter erfreut uns ein sehr schönes Altarbild: Christus am Kreuz, flankiert von der Gottesmutter und dem hl. Johannes. Es ist dies ein Werk von Dominikus Trenkwalder (1841 – 1897). Über die ehemalige Leichenkapelle, sie dient heute nur mehr als Geräteschuppen, schreibt Kaplan Baur:

„Die Kapelle der hl. Maria Magdalena auf dem Kirchhofe, eigentlich ein Ossarium (Gebeinhaus), das aber als solches nicht gebraucht wird, wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts erbauet. Seine Hauptbestimmung war, wie man schon aus der stubenartigen Gestalt bemerkt, zur Aussetzung solcher Leichen zu dienen, die man nicht in den Häusern behalten wollte. Diese Kapelle ist ebenfalls konsekriert und zwar vom Fürstbischof zu Brixen, Kaspar lgnatius aus dem Hause der Grafen Künigl. Der vorhandene Weihebrief datiert sich vom 1. Juni 1705. Keine einzige Stiftung oder kirchliche Verrichtung haftet auf diesem öden Oratorio. Als im Jahre 1836 die ‚Cholera-Krankheit‘ auch hierher zu kommen drohte, was aber Gottes Barmherzigkeit bis jetzt nicht zuließ, adaptierte der Stadtmagistrat mit Einwilligung des Hochw. Herrn Dekan und Stadtpfarrers und des hiesigen Seelsorgers diese Kapelle zu einem ordentlichen Leichenhaus, mittels Zubau eines Wachzimmers, ohne dass die Weihe von der Kapelle und dem Altar genommen wurde. Sie dient jetzt zur Ausstellung und zur tag- und nächtlichen Bewachung aller Leichen, die man zu diesem Zwecke dahin zu bringen für gut befindet. Am Tage der hl. Maria Magdalena und in der Kirchweihoktave wird wie ehe und vor darin eine heilige Messe gelesen.“

Die zwei östlichsten Arkaden wurden im Jahr 1972 umgebaut und mit 24 Urnennischen ausgestattet. Es konnte damit der Wunsch mehrerer St. Nikolauser erfüllt werden. An der Ostseite werden die Arkaden mit der Muttergottes-Kapelle abgeschlossen. Die auch heute noch viel und gern besuchte Kapelle birgt ein altes Mariahilf-Bild. Dieses war ursprünglich im Besitz der Familie Seeböck und kam aus deren Haus auf den alten Friedhof am heutigen Adolf-Pichler-Platz. Am 16. September 1868 ergab es sich, dass jemand beobachtete, wie die Muttergottes weinte. Im Nu gab es einen Auflauf am Friedhof, denn jedermann wollte Zeuge dieses Wunders sein. Rasch wurde eine Kommission aus geistlichen und weltlichen Würdenträgern zusammengestellt und an den Ort des „Wunders“ beordert. Die Untersuchung ergab jedoch folgendes: ln der Sonnenglut hatte sich der Firnis des Ölbildes verflüssigt und Tropfen gebildet, welche als vermeintliche Tränen angesehen wurden. Es soll mit dieser Erzählung aber nicht das Vertrauen der vielen Kapellenbesucher zur Gottesmutter gestört werden. Auch diese Kapelle litt unter Alterserscheinungen. So wurde sie im Jahr 1983 nach den Plänen des heimischen Architekten und Mitglieds des Pfarrkirchenrates Wilhelm Berger umgestaltet. Die Finanzierung übernahm die „Pfarrer-Eugen-Bischof-Stiftung“. Das Muttergottesbild, das die Stirnseite der Kapelle schmückt, ist umgeben von einem keramischen Strahlenkranz, der aus der Werkstätte des Hans Thurner stammt.

Neben manchen alten und neuen geschmiedeten Kreuzen und so manchem verblichenen Grabstein können noch einige Grabmäler besonders erwähnt werden. ln einer der Kirchenarkaden ist der hochverdiente Diözesanarchitekt Josef von Stadl beigesetzt, dessen letzte Ruhestätte vom Bildhauer Hans Posch gestaltet wurde. Eine weitere Kirchenarkade ist noch erwähnenswert, in der sich der bekannte Bildhauer Emmerich Kerle mit einer Bronzeplastik, darstellend eine Schutzmantelmadonna, verewigt hat. ln den letzten Jahren wurden manche Arkaden neu adaptiert, aber nicht immer konnte das richtige Maß gefunden werden. Demgegenüber wurde unser Friedhof in jüngster Zeit durch einige kleine Kunstwerke zeitgenössischer Künstler, von denen besonders Max Spielmann und Helmut Millonig hervorzuheben sind, bereichert.

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St. Nikolaus und Wilten

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